Home Zu den Bildern

Das Birdy

Kreta
Das Birdy am Selia Afhin Pass (Kreta)

An & für sich

Das Birdy sollte eigentlich Ziege heißen. Es klettert wie eine Bergziege und läuft wie eine Rennziege. Und manchmal zickt es etwas. Der eigentliche Clou am Birdy ist die geschobene Vorderschwinge. Sie federt das Rad, ohne dass es beim Bremsen eintaucht, und lässt das Vorderrad nach innen einklappen. Da auch die Hinterradschwinge gefedert und klappbar ist, kommt das Birdy ohne Scharnier im Rahmen aus. Das einzige Scharnier ist am Lenkkopf. Dadurch wird das Birdy leicht und robust, lässt sich aber trotzdem schnell und klein falten.

Hin & her

Das Birdy verschwindet unterwegs in einem Nylon-Überwurf und passt ins Gepäckfach eines ICs oder ins Gepäcknetz (dort sollte man es allerdings festzurren). Ich bin mit dem Birdy auch schon nach Kreta geflogen. Dazu habe ich es einfach mit etwas Pappe ausstaffiert und als normales Gepäckstück aufgegeben. Es lief dann in Heraklion mit all den anderen Koffern und Rucksäcken vom Förderband. Etwas mulmig war mir da schon, ist aber alles gutgegangen.

Kreta
Ierapetra (Kreta)
Der Transport des Birdys ist also in der Regel kein Problem. Der Transport mit dem Birdy schon. Für Kreta habe ich mir eine doppelte Trinkflaschenaufnahme hinten an die Sattelstrebe geschraubt, daran ein Aluminium-Rohr befestigt und eine Ortlieb-Packtasche eingehängt. Nach unten habe ich sie mit einem Expander-Gummi abgespannt. Für die Splügen-Tour habe ich eine kleine Packrolle irgendwie hinten am Sattel festgebunden. Don't try this at home! Beide Varianten taugen nichts. Vom Gepäckträger für die Hinterradschwinge hat man mir bei Riese & Müller abgeraten, da das Gepäck dann erstens nicht gefedert ist und mir zweiten an die Hacken geraten könnte. Aktuelle Birdys haben Low-Rider-Bohrungen an der Schwinge, außerdem kann man einen mitgefederten Gepäckgeträger an der Sattelklemme befestigen. Mir bleibt wohl nur übrig, es mal mit einen Klemm-Gepäckträger für das Sattelrohr zu probieren.

Mein Birdy & ich

Seit ich 1994 mit einem normalen Fahrrad durch Spanien und Portugal gereist bin, habe ich einen Faltrad-Spleen. Und das kam so: Spanien ist ein großes Land, da kommt man um Zug und Bus nicht herum. Und das macht gar keinen Spaß. Ich habe in sechs Wochen nie, nie, nie eine korrekte Auskunft zum Thema Fahrradtransport bekommen. Ich bin von Blaumützen längs über Bahnsteige und quer durch Züge gescheucht worden. Ich habe mir in Reisebüros und Bahnhöfen den Mund fusselig geradebrecht. Ich bin mit einem Fahrradkarton quer auf dem Gepäckträger nachts über achtspurige Straßen durch Madrid gefahren. Ich hätte fast meinen Rückflug verpasst. Ich habe zwischendurch "Fahrrad verkaufen oder klauen lassen" als ganz charmante Alternative erwogen. In Deutschland habe ich mir mal von der Bahn erklären lassen, wie ich das Fahrrad von Bamberg nach Bocholt mitnehmen kann. Anschließend habe ich entschieden, dass ich in der Zeit und für den Preis die Strecke auch mit dem Rad fahren kann. Soviel zum Thema Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel.

Mein Birdy ist blau, Baujahr 1997, hat eine Siebengang-Kettenschaltung und Seitenzug-Bremsen. Das reicht, um einen veritablen Alpenpass hoch- und wieder runterzukommen (auch wenn der eine oder andere zusätzliche Gang ganz nett wäre). Nicht serienmäßig an meinem Rad sind nur zwei Dinge: die Klickpedale und die Lenkerhörnchen. Wobei so etwas triviales wie Hörnchen bei einem Faltrad schon zum Problem werden kann. Sie ragen nämlich aus dem gefalteten Paket heraus und bleiben dann überall hängen. Ich habe mit einem Schnellspanner an der Lenkerfixierung experimentiert, aber das brachte kaum Verbesserung. Also werde ich weiterhin mit den Hörnern hängenbleiben.

FAQs

  • Kann man es wirklich in 30 Sekunden falten?
    Nonsens. Kein Mensch braucht so lange.

  • Muss man da nicht wahnsinnig viel treten?
    Die Menschheit hat nicht nur das Rad, sondern auch die Gangschaltung erfunden. 56 Zähne vorne, 11 hinten, das reicht. Meistens.

  • Kommt man damit auch durchs Gelände?
    Ich habe mich auf Kreta durch Matsch und Schlamm gemöhrt. Solange die Schaltung nicht aufsetzt, geht's.

  • Ist das aus England?
    Nein, aus Aluminium.

  • Was soll es denn mal werden, wenn es groß ist?
    Ich habe schon auf bessere Fragen nicht geantwortet.

    Toll

    • Das Birdy ist schnell. Ich meine nicht, schnell für ein Faltrad, sondern: schnell.
    • Das Birdy ist vollgefedert und geländetauglich. Es gibt sogar Stollenreifen.
    • Das Birdy ist leicht (unter elf Kilo). Da Falträder oft Treppen hoch und herunter getragen werden oder in Gepäckablagen gewuchtet werden, ist das noch wichtiger als bei normalen Rädern. Außerdem darf man legal mit Akkulichtern fahren.
    • Das Birdy sieht cool aus.

    Nicht so toll

    • Ich schaffe es nie, das Birdy klein, ohne mir die Hände dreckig zu machen.
    • Die Kette springt beim Falten gerne ab.
    • Die Kettenlinie ist beim untersten Gang sehr schräg.
    • Vorbau und Schwinge verwinden sich.
    • Die Lackierung dient offenbar nur als Sichtschutz.
    • Es gibt keine vernünftigen Schutzbleche.
    • Das Birdy lässt sich gefaltet schlecht tragen und abstellen.
    • Das Birdy selbst und alle Ersatz- und Zubehörteile sind teuer.
    Die meisten dieser Punkte gelten nur für die ersten Birdy-Generationen. Durch rege Modellpflege hat der Hersteller Riese & Müller die meisten dieser Kinderkrankheiten kuriert (Pulver-Lackierung, Kettenfangstift, zusätzliche Schutzblech-Bohrungen). Das schöne daran ist, dass diese Maßnahmen nicht nur den neuen Birdys gelten. Auch beim Nachrüsten älterer Modelle ist Riese & Müller sehr kulant - so wurde mir beispielsweise in kostenloser Kettenfangstift spendiert.
  • Via Mala
    Via Mala

    Nordrampe
    Nordrampe

    Splügen-Pass
    Splügen-Pass

    Splügen-See
    Splügen-See

    Südrampe
    Südrampe

    Comer See
    Comer See

    Comer See
    Comer See